DAS YIN-YANG-KONZEPT UND DAS FENG SHUI

Das Konzept von Yin und Yang gehört zu den wohl ältesten und auch chinesischsten Konzepten der chinesischen Philosophie. Yin und Yang bilden zum einen die Grundelemente einer naturalistischen Philosophie und zum anderen die wichtigsten Ausgangspunkte typisch chinesischer Konzepte. Zusammen bezeichnen sie das Taiji 太極 und werden in den alten Texten als die „zwei Qi“ bezeichnet. Doch handelt es sich nicht, wie man annehmen könnte um zwei getrennt existierende Qi, sondern um zwei Zustände des einen Qi.

Das chinesische Schriftzeichen für Yīn 阴 [ 陰 ] symbolisiert die Schattenseite eines Hügels ab, während das chinesische Schriftzeichen für Yáng 阳   [ 陽 ] die Sonnenseite eines Hügels symbolisiert. Es handelt sich hierbei also um ein polares und nicht um ein duales System. Yin und Yang sind zwei Urkräfte aus denen alles aufgebaut ist, und dennoch sind sie eins, einmal die Schattenseite und einmal die Sonnenseite des Hügels. Zwei Seiten einer Medaille.

Im Konkreten schlüsseln sich die neuen Zeichen für Yin und Yang folgendermaßen auf:

Die Alten Zeichen für Yin und Yang schlüsseln sich wie folgt auf:

Yang kann man sich von seiner Kraft und Qualität wie einen Pfeil vorstellen, die gesamte Kraft ist auf einen Punkt hin ausgerichtet, während die Kraft von Yin in alle Richtungen gleichzeitig strebt/expandiert/ausdehnt. Sie sind gleich stark, doch durch ihre unterschiedliche Ausrichtung ergibt sich eine grundlegend verschiedenen Charakter.

Fälschlicherweise wird Yin als weiblich und Yang als männlich bezeichnet. Das entstand zum einen durch einen schlampigen Umgang mit den Zuordnungen, und zum anderen durch die chinesische Vorliebe bildlicher Erklärungen und Metaphern. Richtig ist, dass das Weibliche dem Yin zugeordnet ist, wie auch dunkel, Kälte, Winter, weich, nass, innen ... Das Männliche ist dem Yang zugeordnet, genauso wie hell, Hitze, Sommer, hart, trocken, außen … Yin und Yang sind die Überbegriffe, weiblich und männlich sind Zuordnungen. Das Weibliche hat eine Yin-Qualität und das Männliche eine Yang-Qualität.

Yin und Yang bilden zusammen das Taiji 太極, das in dem wohl bekanntesten chinesischen Zeichen, der Yin-Yang-Monade, dem Sinnbild des Taiji, dargestellt wird. Diese Monade ist gar nicht so alt wie allgemein gedacht wird, die erste Version stammt von dem neokonfuzianistischen Philosophen Zhou Dunyi 周敦頤 (1017-1073).

Zhao Huiqian 趙撝謙 (1351–1395) war der Erste, der die Wirbel zur Darstellung verwendete.

 Lái Zhīdé 來知德 (1525–1604) erstellte eine Variation der Yin-Yang-Monade, der Taiji Darstellung.

Tai 太 bedeutet so viel wie „groß“, „zu sehr“, „extrem“, „äußerst“, „übermäßig“, ji 極 ist der oberste Dachbalken eines Hauses, also der Dachfirst und bedeutet im übertragenen Sinne „sehr“, „äußerst“. Taiji kann daher als „das äußerste Äußerste“ übersetzt werden. Weiß (selten auch Rot) stellt den Yang-Aspekt dar und Schwarz (selten auch Blau) den Yin-Aspekt. Die Wirbel sollen die Bewegung und das ineinander übergehen ausdrücken. Die Punkte zeigen, dass das Yang immer auch Yin in sich trägt und das Yin immer Yang, und dass es auf seinem Maximum in den Gegenpol übergeht. Yang kippt ins Yin und Yin kippt ins Yang.

Yin und Yang sind in stetem Wandel. Es sind Gegensätze die sich zugleich ergänzen. Sie fördern das Wachstum des anderen, sie kontrollieren einander, sie stützen einander, durchdringen einander und koexistieren überall. Denn jedes trägt das jeweils andere in sich und wandelt sich wenn es das Maximum erreicht hat, ähnlich einem Pendel, das irgendwann innehält und in die andere Richtung schwingt. Auf den Tag folgt die Nacht, auf den Sommer folgt der Winter, auf Bewegung folgt die Ruhe, … und umgekehrt.

Yin und Yang müssen auch im Kontext betrachtet werden, so ist das Leben ein Yang-Zustand und der Tod ein Yin-Zustand. Doch innerhalb des Lebens gibt es den Wachzustand und den Schlafzustand. Das Heißt, dass es innerhalb des Lebendigen Yang-Zustandes einen Yin-Zustand, nämlich den Schlaf, und einen Yang-Zustand, nämlich das Wachsein gibt. Der Winter ist ein Yin-Zustand, in dem sich das Leben zurückzieht und eine Phase der Ruhe durchlaufen wird, doch ist der Helle Tag trotzdem Yang und die Nacht Yin. Doch darf nicht übersehen werden, dass der Wintertag eine andere Yangqualität hat als der Sommertag.

Das Yin-Yang-Konzept durchzieht sämtliche traditionellen Disziplinen, ebenso das Feng Shui. Der Vordere Bereich eines Hauses hat beispielsweise Yang-Qualität und der Hintere Yin-Qualität. Eine vielbefahre Straße Yang- und eine schier ausgestorbene Straße oder Sackgasse Yin-Qualität … Die Formen, Kompositionen, Bewegungsflüsse, technische Geräte, Wasser, Farben und vieles mehr werden im Feng-Shui nach ihren Yin-Yang-Qualitäten untersucht und nach Bedarf Änderungen durchgeführt. Beispielsweise ist das Schlafzimmer ein Yin-Bereich, da der Schlaf ein Yin-Zustand ist. Im Schlafzimmer sollte daher kein starkes Yang vorhanden sein, oder sich in einem Yang-Bereich befinden. Beispielsweise ist ein Fernseher im Schlafzimmer nicht gut, da er zu viel Yang-Qualität in das Schlafzimmer bringt.

Landschaften wie Städte können in Yin-Yang-Qualitäten unterteilt werden. Die Qualität von Orten, die Frieden und Harmonie ausstrahlen, wie beispielsweise langsam fließende, gewundene Gewässer, schattige grüne Wiesen, nahe gelegene Wälder, geht in Richtung Yin, und sind geeignet, wenn man in den Ruhestand geht oder ein ruhiges Leben führen will. Geschäftige Städte gehen in Richtung Yang und sind für Menschen die ein aktives und geschäftiges Leben führen wollen.

Sonnige, Lichte Orte sind mehr Yang. Die Sonnenseite eines Berges, einer Landschaft, eines Bürohauses, einer Wohnung, eines Parks sind mehr Yang als Yin. Schattige Plätze sind hingegen mehr Yin als Yang, Orte an denen es gar keine Sonne gibt sollten gemieden werden, hier herrscht ein zu starkes Yin. Genauso haben Friedhöfe eine starke Yin-Qualität. Selbst wenn diese an einem Sonnigen Südhang (Yang-Qualität) errichtet sind, sodass man nicht in deren Nähe wohnen, oder gar einen Arbeitsplatz haben sollte, da dieses Yin einfach zu stark ist. Ebenso sollten Gebäude gemieden werden, die auf ehemaligen Friedhöfen oder Gräbern errichtet wurden, da diese Plätze immer noch eine starke Yin-Qualität haben.

In allen Kulturen zogen sich Menschen zur Kontemplation, zur Meditation oder zum Gebet in die Berge zurück. Man denke nur an die Propheten unterschiedlichster Weltreligionen, die sich in die Berge zurückzogen und dort ihre spirituellen Erfahrungen machten. Es wird hier eine Innenschau und ein sich nach innen wenden gefördert, da das Yin dominanter als das Yang ist. Ebenso ist das Meer eine Yin-Umgebung, wodurch Ruhe und Entspannung gefördert werden.

Flache Landschaften haben eine stärkere Yang-Qualität, ein aktiverer Lebensstil wird hier gefördert. Bevorzugt natürlich an den Orten, an denen sich Städte mit ihren Verkehrsverbindungen gebildet haben.

Mit der Wanderung der Sonne über das Firmament ändert sich auch die Yin-Yang-Qualitäten im Wohnbereich. Während am Vormittag der Osten eine starke Yang Qualität hat, da er noch die Morgensonne abbekommt ändert sich dies im Laufe des Tages, sodass die Ostseite am Nachmittag eine Yin-Qualität aufweist, während die Westseite nun eine Yang-Qualität hat im Gegensatz zum Vormittag, wo es eine Yin-Qualität war.

Die Sonnenseite eignet sich eher für Aktivitäten bei denen man mehr Yang sein muss, und die Schattenseite eignet sich eher für Aktivitäten, bei denen man mehr Yin sein muss. Ist man selbst mehr Yang, beispielsweise wenn man schnell wütend, oder kann sich nicht entspannen, dann ist es ratsam mehr Zeit in Yin-Bereichen des Hauses zu verbringen. Ist man selbst eher mehr Yin, beispielsweise wenn man eher introvertiert, depressiv oder niedergeschlagen ist, dann ist es ratsam mehr Zeit in Yang-Bereichen des Hauses zu verbringen.

Schmale hohe Häuser haben mehr Yin-Qualität, während niedrige, breite Häuser mehr Yang-Qualität haben. In den obersten Etagen lassen sich besser Ideen entwickeln, während die unteren Etagen besser geeignet sind diese Ideen umzusetzen.

Je kompakter ein Haus oder eine Wohnung, desto mehr Yang-Qualität ist vorhanden, während ein Haus oder Wohnung, das sich verzweigt und verästelt mehr Yin Qualität hat.

Prinzipiell gilt der rechte Bereich als Yin-Bereich und der Linke als Yang-Bereich, genauso wie der vordere Bereich als Yang-Bereich und der Hintere als Yin-Bereich gilt, diese Einteilung geht dann auch schon in das Konzept der 4 (5) Tiere über.

Im Wohnbereich sollte das Yang etwas überwiegen, etwa im Verhältnis 60% Yang und 40% Yin. Yin ist sehr wichtig um sich heimelig und geborgen zu fühlen und um Kraft zu tanken, doch ein zu viel an Yin wirkt bedrückend. Vor allem Kinder brauchen Yang für ihre Entwicklung und ihre Entfaltung, aber auch ältere oder kranke Menschen um gesund und vital zu werden und zu bleiben.

Wenn Yang in einer Wohnung dominiert so kann dies eine gewisse innere Unruhe, Streit, Häufung von Unfällen, Aggression, Schlaflosigkeit, … erzeugt.

Wenn Yin in einer Wohnung dominiert so kann dies zu Müdigkeit, Depression, Vergesslichkeit, Introvertiertheit, schlechte Träume, … führen.

Je nach Räumlichkeit braucht man ein etwas anderes Yin-Yang-Gleichgewicht.

• Eingangsbereich: eine starke Yang-Qualität ist hier günstig, um genug Qi in das Haus zu ziehen.
• Küche: ein Ort an dem ein starkes Yang benötigt wird um die Yang-Tätigkeiten, wie Kochen, abwaschen, …,  zu unterstützen.
• Esszimmer: mehr Yang als Yin, um eine belebte und unbeschwerte Stimmung zu schaffen.
• Wohnzimmer: Prinzipiell ein starkes Yin, um Ruhe, Entspannung und Regeneration zu gewährleisten. Bei älteren Menschen, kann man etwas mehr Yang-Qualität für Vitalität hinein bringen.
• Schlafzimmer: Ein starkes Yin, um den Schlaf, der ein Yin-Zustand ist zu unterstützen und die Regeneration während des Schlafens zu fördern.
• Kinderzimmer: Oft schwierig. Der Schlafbereich natürlich Yin, während die Bereiche für spielen oder Lernen mehr Yang-Qualitäten aufweisen sollen.
• Bad: Sollte ein Yang Übergewicht haben.

Runde formen gelten allgemein als mehr Yin, gerade als mehr Yang.
Kompakte formen gelten allgemein als mehr Yang, unkompakte als mehr Yin.

Weiß, Rot und Orange haben mehr Yang.
Schwarz, Blau, Grün haben mehr Yin.
Gelb ist relativ ausgewogen.

Harte, glatte, glänzende, spiegelnde Oberflächen haben mehr Yang.
Weiche, raue, matte Oberflächen haben mehr Yin.