Eine Frage die sich wohl schon jeder gestellt hat, und das durchaus zu Recht. Da kommt jemand der sich FENG-SHUI-Experte nennt und gestaltet einen Raum, Wohnung, Büro, Garten oder was auch immer, und das soll nun irgendeine grundlegende Tiefgreifende Veränderung im Leben eines Menschen bewirken. Wie soll das denn gehen? Nur weil in einem Zimmer z. B. eine Pflanze steht kann das doch keine große Auswirkung haben. Oder etwa doch?
Betrachten wir den Raum der uns umgibt. Wie ist er beschaffen? Eng oder weit? Wirkt er intro- oder extrovertiert? Wie sieht es mit der Gelegenheit aus, dem Raum „unseren eigenen Stempel“ aufzudrücken? Wie ist der Raum gestaltet? Welche Farben, Formen und Symbole umgeben uns? Wie wirken diese auf uns? Farbe beispielsweise ist ein bestimmtes Lichtspektrum, das auf ganz bestimmte weise auf das Biosystem des Menschen einwirkt. Der Mensch befindet sich somit in einem ständigen, un- und teilbewussten Dialog mit dieser Umwelt.
Die Umwelt ist eine übergeordnete Größe, und wie Kurt Lewin schon hinweist, ist der Mensch keine abgeschlossene Einheit sondern eine Mensch-Umwelt-Organisation. Der Handelnde Mensch interagiert mit seiner Umwelt auf zweierlei Weise. Durch deren Gestaltung und durch deren Aneignung. Die Umwelt besitzt die Kraft, auf unsere aktuelle Befindungslage einzuwirken. Diese Wirkungen erfahren wir oft eher nur un- und teilbewusst. Doch ist niemand in der Lage, sich diesem Einfluss zu entziehen.
Wie subtil derartige Einflüsse sein können, zeigen Untersuchungen zum Bodyfeedback. Körperhaltung, Mimik und Gestik haben demnach eine Auswirkung auf Informationsverarbeitung und Gefühle des Menschen.
Stepper & Starck (1993) zeigen, dass die, durch die Auslegung des Mobiliars beeinflusste Körperhaltung, das Erleben der eigenen Leistung signifikant modulieren lässt.
Rinsky & Gotay führten eine Untersuchung durch, in der sie zeigen konnten, dass acht Minuten einer Körperhaltung (in diesem Fall gebücktes und aufrechtes sitzen) die Leistung in einer nachfolgenden Puzzelaufgabe beeinflusst. Das heißt, Personen die aufrecht gesessen hatten, erreichten gegenüber der Vergleichsgruppe die 1,6 fache Leistung.
Anhand dieser Beispiele wird deutlich, dass bereits die Gestaltung, bzw. die Veränderung kleiner Details in der Umwelt das Erleben und damit die Biopsychische Aktivierung des Menschen verändern kann.
FENG SHUI ist nun ein System, das die Gesamtheit des Raumes analysiert, bewertet und Werkzeuge bereitstellt, die über Jahrtausende entwickelt und getestet wurden, um gezielt Veränderungen herbeizuführen. Dabei wird die Gesamtheit des Raumes mit all seinen Wechselwirkungen und Spannungen unter Einbeziehung des Menschen untersucht.
Ulrich R. S. (1984) konnte in einer experimentellen Studie zeigen, dass der Blick aus dem Krankenzimmer unterschiedliche Effekte auf den Heilungsprozess erzeugte. So führte ein Blick auf eine Parkähnliche Landschaft im Gegensatz zum Blick auf eine Mauer eines gegenüber liegenden Hauses zu einer schnelleren Genesung der Patienten bzw. zu einer kürzeren Aufenthaltsdauer nach der Operation. Zudem benötigten die Patienten mit dem Parkblick weniger Medikamente (Schmerzmittel) und wurden Vom Pflegepersonal als umgänglicher und freundlicher geschildert, was wiederrum zu geringerem Stress und besserer Leistung des Personals führte.
Bereits 1960 konnten Watson & Burlingame belegen, dass die bloße Anwesenheit von Blumen in einem Krankenzimmer die Patienten in einen Positiven psychischen Zustand versetzten und deren Genesung verbessern kann. Sie gelangten weiters zu dem Schluss, dass Elemente einer natürlichen Umgebung Protektive Körperliche Wirkungen haben.
Im FENG SHUI sind diese Einflüsse bereits viel weiter erforscht, sodass man sich nicht einfach damit begnügen würde Blumen aufzustellen, sondern genau darauf achten würde, wo welche Blumen wiederum welche Wirkung ausüben würden. Welche Farbe, welche Form, wie groß sind sie. Wie sieht die Vase aus, ist sie aus Glas? Ist sie zylindrisch, rund, …? Wo genau werden die Blumen Platziert und welche Veränderungen müssten noch gemacht werden um das Maximum für den Menschen herauszuholen.
Das FENG SHUI ist eine Disziplin in der auch sehr stark auf Motorik geachtet wird. Wie sieht es mit dem Qi-Fluss aus. Wie ist der Bewegungsfluss des Menschen im Raum. Wo trifft er auf Blockaden, die in die Motorik übergehen und sich auch auf das Denken und dessen Strukturen auswirken. Es heißt im FENG SHUI, dass spätestens nach drei Jahren nur noch in den Strukturen die der Raum vorgibt gedacht werden kann, da sich die Biologie vollends angepasst hat.
In den 70er Jahren konnten Baum & Valins in verschiedenen Untersuchungen den Einfluss der Raumorganisation auf das Sozialverhalten nachweisen. Studenten, die auf linearen Korridoren in Einzelzimmern wohnten, zeigten im Vergleich zu Studenten in familienähnlichen zentral arrangierten Suiten nach wenigen Wochen ein absolut verschiedenes Sozialverhalten (siehe Abbildung). Bei Korridoranwohnern war nicht nur ausgeprägtes Stresserleben zu beobachten, sie waren auch sozial defensiv, interaktionsscheu und misstrauisch. Zusätzlich vergrößerte sich der Sitzplatzabstand, den die Personen in Wartesituationen einnahmen.
Genau das wäre eine von vielen anderen Sachen gewesen, die ein FENG SHUI Experte erkannt hätte, jedoch zusätzlich unter Verwendung seines typisch chinesischen Fachvokabulars. Durch den langen Geraden Gang ist der Qi- bzw. Bewegungsfluss sehr stark, starr und aggressiv. Dadurch gelangt nur wenig Qi in die
Zimmer, in denen Qi, bzw. der Qi- oder Bewegungsfluss stagniert. die Zimmer werden deshalb eine starke Yin Qualität aufweisen. Das Starke Yin wirkt sich auf die Bewohner negativ aus, die immer mehr dazu tendieren werden sich passiv zu verhalten. Zusätzlich entsteht Stress durch den starken unterschied des aggressiven Qi am Gang und des stagnierenden Qi in den Zimmern. Dies wäre eine grobe, stichworthafte Beschreibung aus der Sicht der Yin-Yang-Schule.
Was ergäbe nun eine weitere, wenn auch ebenso Stichworthafte, Betrachtung der Situation unter Zuhilfenahme des BaGua-Systems? Leider fehlen die Angaben der Himmelsrichtungen, doch angenommen oben wäre Norden und unten Süden, dann würde in den Nördlichen Zimmern das Yin verstärkt werden während es in den südlichen etwas abgeschwächt werden würde. Zusätzlich gibt es einen Konflikt zwischen den Wandlungsphasen Feuer und Wasser. Der Süden hat Feuerqualitäten und das Badezimmer Wasserqualitäten. Erstere ist Yang, letztere ist Yin. Nach dem BaGua System wäre es demnach besser das Bad in den gegenüber liegenden Zimmern zu haben.
Als erste Abhilfe würde man in China zuerst Flöten über den Türen anbringen, doch sind wir nicht in China und das ist auch nicht jedermanns Sache. Über die Gestaltung des Ganges mit Bildern kleinen Tischchen an der Wand, Gestaltung des Bodens, wodurch eine Harmonisierung des Qi erreicht werden soll. Der Bewegungsfluss wird verlangsamt, und dadurch, dass ihm die Geradlinigkeit genommen wird kommt es zur Belebung der Zimmer. Auch über die Gestaltung der Zimmer können Aufwertungen erzielen werden.
Neben den von Baum und Velins beschriebenen Verhaltensänderungen können vereinzelt auch noch andere Verhaltensweisen auftreten. Im FENG SHUI bindet man die Individualität des Einzelnen mit ein und es wird Menschentypen geben, die instinktiv versuchen werden sich dem Raumeinfluss so gut wie möglich zu entziehen, was einigen besser gelingen wird als anderen. Denjenigen die geschickter darin sind werden verstärkt dazu tendieren, dass sie ihr Studentenzimmer meiden. Dies geschieht oft durch Flucht in die Arbeit, ein verstärktes treffen mit Freunden und Ausgehen, was für das Studium wiederrum meist schlechte Auswirkungen haben wird. Es wird auch die verstärkte Tendenz geben bei dem Freund/der Freundin zu übernachten.